Sonntag 13. Oktober – Infoabend Abahlali baseMjondolo
UPDATE: Es gibt am Freitag 18.10. von 12-14 Uhr eine Soli-Kundgebung vor der Botschaft der Republik Südafrika, 1190 Wien, Sandgasse 33 (Buslinie 38 A, Haltestelle Bretschneidergasse)
Aufruf dazu auf linksunten.indymedia.org
Ab 20:00, wie jeden Sonntag mit Pizza-Vokü
Was ist Abahlali baseMjondolo?
Abahlali baseMjondolo ist die Bewegung der „Menschen, die in Baracken leben“ (so die wörtliche Übersetzung). Gegründet wurde AbM 2005 in Durban, Südafrika, als Antwort auf die Wohnungskrise. AbM ist die Selbstorganisierung der Bewohner_innen der „informellen Siedlungen“ (Slums). Die Bewegung kämpft gegen Zwangsdelogierungen, Räumungen und Polizeiübergriffe und schafft, wo immer es geht, Infrastruktur in den Slums (Treffpunkte, Kinderkrippen, AIDS-Stationen, bis hin zur „University of Abahlali“). Heute hat AbM über 12.000 zahlende Mitglieder in dutzenden Siedlungen in ganz Südafrika. Die Bewegung verfolgt eine strikt basisdemokratische Ausrichtung, d.h. jeder Beschluss wird in einer Vollversammlung der Bewohner_innen einer Siedlung getroffen. Die Vollversammlung entscheidet, wer beispielsweise zu Vorträgen ins Ausland geschickt wird, die Betroffenen sind wiederum der Vollversammlung gegenüber rechenschaftspflichtig. Gewählte Funktionär_innen von AbM verpflichten sich, aus ihrer Funktion keinerlei persönlichen Vorteile zu ziehen – im Gegenteil sind sie vielmehr den Angriffen des Staates ausgesetzt. 2009 gelang es AbM, das „Slumgesetz“ der Provinz KwaZulu-Natal zu Fall zu bringen. Räumungen dürfen seither nur aufgrund von Gerichtsbeschlüssen durchgeführt werden. Soweit die Theorie.
Der Krieg gegen die Armen
Praktisch wird die Bewegung seit Monaten in der Siedlung Cato Crest in Durban angegriffen. Der lokale ANC, der um seinen Einfluss unter den Armen fürchtet, lässt Polizei und „Rote Ameisen“ (das sind die städtischen Räumungsteams) aufmarschieren und gezielt die Baracken von AbM-Mitgliedern zerstören. Als Begleitmusik dient offen rassistische Propaganda („die zugereisten Zulul sollen zurück nach Eastern Cape gehen, sie haben in Durban nichts verloren“). Bisher wurden drei Menschen von Unbekannten bzw. von der Polizei brutal ermordet. Hunderte weitere wurden verletzt, verhaftet, geräumt. Gegen die Führer_innen werden immer wieder ernstzunehmende Morddrohungen ausgestoßen, mehrere von ihnen mussten deshalb in den Untergund gehen. Fünfmal hat die Bewegung einen Gerichtsbeschluß erwirkt, nach dem die Räumungen einzustellen sind. Immer hat sich die Stadtverwaltung über diese Beschlüsse hinweggesetzt. Seit Wochen blockieren tausende AbM-Mitglieder und Sympathisant_innen immer wieder wichtige Straßenkeuzungen in Durban, um auf die Situation in Cato Crest aufmerksam zu machen. Der Staat führt, wie AbM bereits letzten Sommer nach dem Massaker an 34 streikenden Minenarbeitern in Marikana festgestellt hat, einen Krieg gegen die Armen.
Die Allianz aus ANC, dem Gewerkschaftsdachverband COSATU und der Südafrikanischen Kommunistischen Partei, die seit 1994 das Land beherrscht, hat längst die Grundsätze der „ANC-Charta“ verlassen. Inzwischen schert sie sich nicht einmal mehr um die von ihr selbst beschlossene, seit dem Ende der Apartheid in Kraft befindliche Verfassung. Der ANC hat sich von einer Befreiungsbewegung zu einem Unterdrückungsinstrument der immer noch herrschenden Kapitalist_innen entwickelt (und Teile der ANC-Elite sind selbst zu Kapitalist_innen großen Stils geworden). Gegen diese Herrschaft kämpfen die neuen sozialen Bewegungen in Südafrika. Diese Bewegungen zeichnen sich durch Eigeninitiative, Kreativität, Militanz und Selbstorganisation aus. Sie sehen sich zunehmender Repression ausgesetzt und benötigen dringend internationale Solidarität.
Solidarität
Deshalb werden wir am Sonntag, 13.10.2013, um ca. 20:00 Uhr in der Pizzeria Anarchia, Mühlfeldgasse 12 einen Informations- und Diskussionsabend zu Abahlali baseMjondolo veranstalten, der als Vorbereitung für eine Kundgebung am folgenden Freitag, 18.10.2013 dient.