Archives for Juni, 2013
KvU Berlin verteidigen!
Aufruf der Pizzeria Anarchia zur aktiven Solidarität
Die KvU ist ein von oppositionellen vornehmlich jungen Menschen in der Endphase der DDR, zunächst im Schatten der Kirche, erkämpftes Projekt, das seitdem autonomer Kultur und politischer Organisierung Raum und Infrastruktur bietet. Außerdem ist sie seit je her auch ein wichtiger Gegenpol zu rechten und neofaschistischen Tendenzen in (Ost-)Berlin.
In Zeiten von beschleunigter Stadtaufwertung, Luxussanierung und Verdrängung soll nun auch die KvU dem Druck des Profitinteresses weichen. Die derzeitige Eigentümerin Immowert Immobilien AG mit Firmensitz in der Währinger Straße 47 in Wien, bzw. deren Geschäftsführer Michael F. Simoncic zeigen keine Bereitschaft, über den Erhalt der KvU zu reden.
Sie kündigten den bestehenden Mietvertrag zum Ende 2012. Als die Nutzer_innen die Räumlichkeiten nicht verließen, wurde eine Räumungsklage gegen den Verbund e.V. eingereicht und am 15.5. 2013 im Sinne der Eigentümer_innen entschieden – vorerst. Doch soziale Zusammenhänge wie die KvU sind nicht an einen Verein gebunden, und so zog der Verbund e.V., gegen den der Räumungstitel vorliegt, zwar ordungsgemäß aus, doch der Verein Mobile Bausubstanz blieb. Dies verhinderte zunächst eine Räumung – allerdings ist unklar, wie lange. Schätzungen gehen von drei Wochen bis zu sechs Monaten.
Uns erstaunt die mangelnde Gesprächsbereitschaft von Eigentümer_innen und Senat wenig. Die KvU passt, zum Glück, nicht in die Verwertungs- und Aufwertungspläne dieser hegemonialen Kräfte.
Fakt ist aber, und daran wollen wir die Immowert genau wie Senat und Polizei erinnern: Schon viele Projekte sind genau gegen diese Interessen erkämpft und erhalten worden. Denn die Kraft der Solidarität ist lebendig und kennt keine Grenzen!
Während das Kapital nur durch ständige Konkurrenz und Gewalt aufrecht erhalten werden kann, beruhen unsere Zusammenhänge auf Freund_innenschaft, Lebensfreude, politischen Überzeugungen und einem Bewusstsein über eine lange Geschichte von Kämpfen für ein selbstbestimmtes Leben, in das sich unsere Aktivitäten einreihen.
So ist uns zwar bewusst, dass sie uns einen Raum oder ein Haus wegnehmen können, wenn von den Wächter_innen der herrschenden Verhältnisse alles in die Waagschale geworfen wird, um partikulare Kapitalinteressen mit aller Gewalt zu verteidigen. Auf der Ebene der militarisierten Auseinandersetzung können und wollen wir einen solchen Einzelkampf nicht gewinnen.
Doch unsere Kämpfe sind nicht vereinzelt – sie reichen vom Taksim-Platz in Istanbul bis in die autonomen Gemeinden von Chiapas, von den Aufständen in Brasilien bis zum Widerstand gegen Goldmienen im griechischen Chalkidiki, vom Hambacher Forst bis in die französische la ZAD, von den Protest-Camps und Besetzungen der für ein würdiges Leben kämpfenden Refugees bis zu unzählbaren Orten des Widerstands gegen die Zumutungen von Arbeitgeber_innen und staatlichen Behörden.
Aus einem geräumten Haus entstehen oft drei neue Besetzungen, und ihre Knüppel und ihr Tränengas lehren uns die Notwendigkeit, die Barrikaden zu verteidigen und unsere Bindungen zu stärken. Immer wieder sehen wir Beispiele, in denen die Macht zum Zurückweichen gezwungen wird, weil die Solidarität stärker ist als ihre Waffen.
Seit dem in Berlin am 14. Februar 2013 die Zwangsräumung einer Familie in der Lausitzer Straße 8 nur mit Hilfe von über 800 schwer bewaffneten Bullen durchgesetzt werden konnte, weil sich über Tausend Menschen frühmorgens der Staatsgewalt in den Weg stellten, sind in Berlin viele Räumungen ausgesetzt worden – aus begründeter Angst der Herrschenden vor einer Ausweitung des Widerstands. Solidarität hat das Potential, das Leben und die Freude zu verteidigen und neue solidarische Räume und Zusammenhänge zu erkämpfen und aufzubauen.
Wir werden nicht kampflos aufgeben und rufen auf zur aktiven Solidarität mit der KvU und anderen kämpfenden Projekten, Gruppen und Individuen!
Zeigt eure Solidarität und kommt zur Kundgebung mit Konzerten am 29.06. um 15 Uhr in die Kremmener Straße, Berlin!
Und noch wichtiger: Seid da im Falle einer Räumung der KvU, und unterstützt den Kampf für ein selbstbestimmtes Leben vor eurer Haustür, in euren Städten und auf dem Land!
KvU? Keine_r vertreibt uns!
KvU-Räumung? Wir werden da sein!
Bewohner_innen und Freund_innen der Pizzeria Anarchia in Wien
KvU
kvu.blogsport.de
www.kvu-berlin.de
Pizzeria Anarchia
pizza.noblogs.org
DEMO: Wir bleiben ALLE – So oder So!
Wir bleiben ALLE – so oder so!
Wir haben die Schnauze voll: während die Mieten immer höher steigen, Aufwertungsprozesse gnadenlos vorangetrieben werden, Sozialabbau und Verdrängung zunehmen, sind gleichzeitig Projekte, die sich der Kommerzialisierung unseres Lebens nicht einfach beugen ständig von Repression und Unterdrückung bedroht und betroffen und Menschen, die den Vorstellungen einer reichen, bürgerlichen Stadt nicht entsprechen wollen oder können, werden verdrängt und vertrieben.
Konsumtempel, Knäste, Hotels, Ferienwohnungen, Gated-Communities, Luxussanierungen, teure Galerien und Boutiquen, identitätslose Touristenfresstempel, Imageprojekte, was sollen wir damit?
In den wenigen existierenden alternativen Projekten, entsteht das was wir unter Zusammenleben verstehen. Dort kommt es zu Begegnungen unterschiedlichster Menschen, Austausch von Ideen und Entwicklung neuer Konzepte des Zusammenlebens und Organisierens.
Wir werden der Zerstörung dieser Projekte und dem Ausverkauf unserer Stadt und unseres Lebens nicht länger tatenlos zu zusehen!
Für ein Recht auf Stadt für alle!
Für mehr besetzte Häuser, Autonome Zentren und Wagenplätze!
Für Bewegungs- und Bleibefreiheit, gegen Abschiebunge und Grenzen!
Für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit!
Gegen Sozialabbau, Vertreibung und Verwertungswahnsinn!
Gegen Verdrängung, Mieten und Terror durch Eigentümer_innen!
Für die Verteidigung selbstorganisierter Strukturen!
Kommt zahlreich zur Nacht-Demo am Donnerstag dem 27.6. um 20.00 – U2/Taborstraße – follow the signs!