Eine Sendungsmacherin des A-radio schickte uns am 02.Juli eine mail

  • Juli 21, 2013 00:08

 

Hallo Pizzeria!

Am 21.7. wird es im Anarchistischen Radio eine Sendung zu Sexismus rund um die
Pizzeria Anarchia und den damit zusammenh&aengenden Backlash in Bezug auf
feministische Kaempfe und die Durchsetzung des Definitionsmachtkonzepts in Wien
geben.

Da es von euch nach wie vor keine (offizielle) Stellungnahme zu den Uebergriffen
und dem Text von DEFMA
(http://defma.blogsport.de/2013/06/16/stellungnahme-von-der-ug-defma-zu-t-t/) gibt,
habe ich ein paar Fragen gesammelt, die ihr mir vielleicht beantworten könnt:

+ Was ist eure Sicht der Dinge und wie erkärt ihr euch die Vorwuerfe gegen
die zwei Maenner aus dem Pizza-Kollektiv?

+ Wann und warum habt ihr beschlossen, dass sämtliche Vorwuerfe und
Aeusserungen der Betroffenen nicht glaubhaft sind?

+ Versteht sich die Pizzeria nach wie vor als antisexistischer Raum?



+ Wie ist das Verhalten von AktivistInnen der Pizzeria zu interpretieren, die bei
wiederholten Versuchen einer feministischen Intervention gegen die Täter,
Feministinnen beschimpften und bespuckten?

+ Gibt es überhaupt eine grundsätzliche Anerkennung von Sexismus und/oder
übergriffigen Verhaltens, der von Männern aus der Pizzeria ausgeht? Oder
streitet ihr jeden Sexismus ab?

+ Wie muesste eurer Meinung nach der Umgang mit Sexismus und Taetern, die
sich wiederholt uebergriffig verhalten haben, aussehen? Habt ihr eine Idee dazu?

Auf eine Einladung von euch ins Studio und zur Sendung wird aktuell bewusst
verzichtet, da aufgrund der fortgeschrittenen Eskalation (siehe 8. Mai sowie 21.
Juni 2013) eine persoenliche Diskussion derzeit nicht erwuenscht ist.

Dennoch ist eure Sicht der Dinge fuer die Sendung spannend und ich bin gespannt
auf eure Stellungnahme, die ich waehrend der Sendung am 21.7. gerne vorlesen
werde.

Sollte keine Stellungnahme bis zum 20.7. eintrudeln, erlaube ich mir dieses Mail mit
dem Hinweis, dass keine Antwort von euch eingetroffen ist, dennoch in die Sendung
einzubauen.

Mit anarchafeministischen Gruessen
eine Sendungsmacherin

Update vom 22.07.2013

Die Radiosendung hat nicht stattgefunden, stattdessen lief ein Beitrag über die Zustände im Jugendknast in Österreich. Wir wurden nicht informiert, kennen die Gründe für das Aussetzen der Sendung nicht. Aber wieso sollte mensch mit uns darüber auch reden…

Die gesetzte Frist und die Art der Befragung haben uns unter großen Druck gesetzt eine „Stellungnahme“ zu veröffentlichen.  Nicht allen Bewohner_innen war es, aus unterschiedlichsten Gründen, möglich sich in die Diskussion einzubringen. Dieser Text wurde von Teilen des Pizza-Kollektivs verfasst, weitere Texte mit zusätzlichen Perspektiven auf den Konflikt sind in Arbeit. 


Es wurde uns also ein Ultimatum gestellt, bis zu welchem wir dieses Schreiben zu beantworten hätten. Die journalistische Sorgsfaltspflicht würde so oder so gewahrt werden, da im Falle einer fehlenden Beantwortung unsererseits das Mail trotzdem in die Sendung eingebaut würde. Mitreden dürfen wir wieder mal nicht und wir haben keinerlei Einsicht in die Programmgestaltung, sollen aber Stellung beziehen.

Da wir kein deutschsprachiges Kollektiv sind, auch Menschen aus der Pizzeria gerne mal verreisen und es einfach verdammt viel zu tun gibt, hat uns diese Anfrage vor einige Probleme gestellt. Nach langen Diskussionen ob wir auf diese tendenziös formulierten Fragen bzw. Feststellungen überhaupt reagieren sollten, haben wir uns entschlossen die folgende Stellungnahme zu verfassen. Klarerweise lässt sich das thema nicht in drei Sätzen abhandeln und wir verstehen, dass der Vortrag eines solch langen Textes ermüden wirken kann. Deshalb, und um Verfälschungen seitens der Sendungsmacher_innen vorzugreifen, wird dieser Text auch auf unserem blog: pizza.noblogs.org veröffentlicht. Das Mail beginnt mit einem einzigen Satz. Nicht mit einer Frage, sondern mit Feststellungen. Fest steht für die Sendungsmacher_innen, dass rund um die Pizzeria (die räumliche Umgebung wird nicht gemeint sein, tatsächlich ein eher hartes Pflaster, auf dem Gewalt durchaus alltäglich ist) Sexismus stattfindet und dieser Sexismus zu einem antifeministischen Backlash geführt hat.

Sollen wir also bestreiten, dass Sexismus vor der Pizzeria nicht halt macht? Sollten wir behaupten wir wären ein Raum frei von Sexismen, sexistischen Strukturen und übergriffigem Verhalten? Welcher Raum, welches Projekt könnte dies von sich behaupten und vor allem wem wäre durch so eine Behauptung geholfen?

Viel interessanter finden wir die Frage woher die Verfasser_innen des Mails Infos über die Verfasstheit der Pizzeria und des viel beschworenen Umfelds beziehen. Aus eigener Erfahrung wohl nicht, da Sie und der größere teil der sich selbst linksradikal, emanzipatorisch oder anarchistisch bezeichnenden Szene in Wien schlicht keine Erfahrungswerte in dieser Hinsicht vorweisen können. Aus dem einfachen Grund, weil diese Szene schlicht nicht in die Pizzeria kommt. Mensch möchte fast sagen verständlicherweise, da dies in der Logik einiger den Tatbestand des Täterschutzes erfüllen würde. Was diese Szene zu wissen glaubt, erfuhr sie über Medien wie at.indymedia.org oder n3tw0rk.org, beziehungsweise frisch aus der Gerüchteküche. Sowohl n3tw0rk als auch at.indymeda sind mittlerweile Geschichte, das Archiv von at.indymedia ist jedoch weiter online und Texte können nachgelesen werden. Da, eben nicht wie oft behauptet, defacto keine offline-Kommunikation mit der Pizzeria stattfindet, werden wir uns an dieser Stelle mit zwei Infoquellen der Szene auseinandersetzen:

Der erste Text der zur Pizzeria erschien, wurde als Reaktion auf die Besetzung des Cafe Rosa erstellt. Tatsächlich nahmen an dieser Besetzung Menschen des Pizza-Kollektivs teil, die Initiative zu dieser Aktion kam jedoch von ganz anderer Seite und das Lokal steht bis zum heutigen Tag leer, dies nur als Randnote. Jedenfalls wurden in diesem widerlichen Pamphlet, mit dem Namen “Das Cafe Rosa und seine Sexistennazis” – bis heute nachlesbar auf at.indymedia, zwei Bewohner der Pizza aufs Übelste diffamiert und die Leser_innenschaft dazu aufgefordert, diese Zwei wie Nazis zu behandeln. Aufs Maul! In einem Aufwasch wurde noch das Projekt Pizzeria als reaktionär und sexistisch bezeichnet, und das Straßenfest am 1. Mai 2012 als grell leuchtendes Beispiel für Sexismus beschrieben. Der Text beflügelte wohl auch die Macher_innen des ominösen Plakats, welches wenige Wochen darauf erschien und auf welches wir im weiteren Verlauf noch eingehen werden.

Die Sache hat allerdings einen Haken, der Text ist eine Erfindung! Der Autor hat sich Monate nach erscheinen, gegenüber der Pizzeria geoutet. Spät aber doch. Er gab an zum Erscheinungszeitpunkt es Texts kein einziges Mal in der Pizzeria gewesen zu sein. Auch am Straßenfest hat er nicht teilgenommen. Er entschuldigte sich und versprach sein Möglichstes zu tun um den Artikel richtig zu stellen. Unter anderem hat er versucht, in der Jännerausgabe der Flugschrift des EKH der “rapidité”, eine entsprechende Nachricht zu veröffentlichen. Dies wurde abgelehnt. Dem Autor wurde versprochen die Gründe für die Ablehnung baldigst zu erfahren. Dies ist bis zum heutigen Tag nicht passiert. Einige Monate nach dem ersten Text, verfasste der Autor einen weiteren, in welchem er seinem Unbehagen über dieses Verhalten Ausdruck verleiht. Den kompletten Text schicken wir interessierten Menschen auf Anfrage gerne zu, hier einige Auszüge (alle Fehler im Original):

„…Die Veröffentlichung meiner Stellungnahme wurde vom Rapitide-Kollektiv bzw. dem wöchentlichem Plenum im EKH verunmöglicht.

Ich wurde benachrichtigt das die Gründe für die Nicht-Veröffentlichung schriftlich an mich weiterkommuiziert werden.

Seit dieser Benachrichtung sind ca. 2 Monate vergangen, ich habe bisher keine Benachrichtigung erhalten.

Daher habe ich beschlossen einen alternativen Weg zur Veröffentlichung der Stellungnahme zu suchen, und auch nicht zu verheimlichen das ich ein wenig angewidert davon bin, wie seitens EKH mit politischen Ansprüchen und kommunikativen Anliegen von „ausserhalb“ umgegangen wird…“

„…Ich war weder beim Straßenfest, noch war ich zu diesem Zeitpunkt kein einziges Mal in der Pizzaria. Diese Zeilen haben der Solidarität gegenüber der „Pizzaria“ offensichtlich sehr geschadet. Das „Pizzaria“-Projekt wird von einem Kollektiv getragen; es wegen sexistischen Vorfällen in anderen Räumen und Situationen pauschal als Ganzes anzugreifen war einfach Scheiße…“

„…Ich war in den Wintermonaten 2012/2013 des öfteren vor allem Sonntag abends in der Pizzaria [Anm.: Es gibt jeden Sonntag in der Pizzaria ab ca. 19Uhr „Pizza Vokü“]. Mein persönlicher Eindruck als weißes, männlich sozialisiertes und antisexistisch sensibilisiertes Wesen war jener das ich kein einziges Mal sexistisches Verhaltens seitens der Bewohner_innen sowie Gäst_innen vernahm. Ausser in einer Situation wo es zu einem makerhaften Streit zweier betrunkener Typen kam – woraufhin diese von Pizza-Bewohner_innen und einigen Gäst_innen nach draussen befördert wurden. Dies mag vielleicht nur meinen persönlichen Eindruck widerspiegeln, aber von was soll ich ausgehen wenn nicht von meinem antisexistischen Anspruch, meinen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken.

Wohl nicht von Vorwürfen, Anschuldigungen, Schuldzuweisungen und Gerüchten – von Personen die sich wahrscheinlich nie ein umfangreicheres persönliches Bild von der Situation in der Pizzaria Anarchia gemacht haben…“

Soviel von unserer Seite zum ersten Text über die Sexisten-Nazis in der Pizzeria. Es würde den Autor noch immer interessieren warum dieser Text nicht erscheinen durfte.

Die zweite Informationsquelle der Szene war ein Plakat in Form eines Steckbriefes, aufgehängt im EKH und wahrscheinlich auch in anderen Räumen, jedoch nicht in oder um die Pizzeria. Da, zumindestens für uns erkennbar, nur das EKH auf die Plakate reagiert hat, beziehen sich die folgenden Ausführungen auf eben jenes.

An einem Freitag im Juni 2012 tauchten im EKH steckbriefartige Plakate mit der Aufschrift „Achtung Sexisten“ und Fotos zweier Männer auf. Aufgehängte Plakate wurden von anwesenden Menschen schnellstmöglich entfernt, trotzdem werden Sie bis heute diskutiert und hatten auch ein unbefristetes Hausverbot („diskussionsloser Rausschmiss“) im EKH zur Folge. Die Vorwürfe auf dem Plakat sind, aufgrund fehlenden Wissens oder mit Absicht, sehr weit gefasst und werden niemals konkret. Der Text des Plakats ist auf defma.blogsport.de nachlesbar. Laut Eigenangabe waren die Verfasser_innen selbst nie Opfer sexistischen Verhaltens der beiden Beschuldigten. Auch die auf dem Plakat erwähnten weiten Teile der Hausbesetzer_innenszene (welche Szene hier gemeint sein könnte, können wir nicht beantworten) scheinbar nicht, da die Zwei in dieser ja noch immer gut gelitten wären. Wer den nun eigentlich, wann durch welches Verhalten der Beiden Opfer sexualisierter Gewalt war, erschließt sich selbst für die Beschuldigten nicht. Hierbei geht es nicht darum Betroffene beim Namen zu nennen, wenn jedoch nicht einmal Täter wissen um was es eigentlich gehen soll, wird ein angemessener Umgang praktisch unmöglich. Auf den Plakaten war keine Kontaktadresse vermerkt, von seiten des EKH wurde erklärt die Verfasser_innen wären unbekannt, was eine Nachfrage unmöglich machte (und bis heute macht!). Auf die Idee mit den beiden Betroffenen zu sprechen, oder den Rest der Pizzeria vor den angeblich gefährlichen Tätern zu schützen, kam niemand!

Aufgehängte Plakate wurden von anwesenden Menschen schnellstmöglich entfernt, trotzdem hatten Sie ein Hausverbot im EKH zur Folge. Die verhängte Sanktion wurde den zwei Männern jedoch nicht mitgeteilt, sondern auf der Homepage des EKH veröffentlicht! Nur durch Zufall konnten die beiden darauf aufmerksam gemacht werden.

Bis heute kam es zu keinem Gespräch, trotz schriftlicher Anfrage an des EKH. Auch diese vor einem Jahr formulierte Anfrage blieb bis zum heutigen Tag unbeantwortet.

Im Kern fordern die Verfasser_innen des Plakats: Keine Diskussionen, sondern Ausschluss aus allen linken Gruppen und Räumen. Wie damit umgehen? Wir kennen Feministinnen, die eher die nie konkretisierten, differenzierten Vorwürfe gegen jeden der beiden Männer und den umfassenden Ausschluss der beiden (und anderer, vermutlich “Täterschützer_innen”) kritisieren. Wir kennen auch andere, die den Rauswurf unterstützen. Das Pizzeria Kollektiv befasst sich mit konkreten Vorwürfen und Forderungen, jedoch nicht mit anonym erstellten Pamphleten, Gerüchten und böswilligen in keinster Form überprüfbaren Unterstellungen. In Situationen in denen es zu übergriffigem Verhalten oder gar eskalierender sexualisierter Gewalt kommt, ergreifen wir stets die Partei der betroffenen Personen. Dies haben wir auch schon seit langem auf unserem Blog geschrieben, und Flyer und Plakate in der Pizzeria informieren Besucher_innen darüber. Trotzdem beschäftigen wir uns wenn möglich auch mit den Tätern und versuchen eine transformative Lösung zu finden. Meist lässt sich in Zusammenarbeit mit den Betroffenen eine einvernehmliche Lösung finden. Ein umfassender Ausschluss aus dem Projekt Pizzeria findet dann statt, wenn keine Diskussion mehr möglich ist bzw. wenn Betroffene Menschen sich bedroht fühlen. Die beiden Mitglieder unseres Kollektivs schließen wir nicht aus, auch auf die Gefahr hin vom Rest der Szene weiterhin als Täterschützer_innen bezeichnet zu werden, da Sie gemeinsam mit dem Rest des Kollektivs an einer ständigen Auseindarsetzung mi dem Themas Sexismus / Gewalt interessiert sind und sich in dieser Hinsicht auch produktiv einbringen.

Wir scheißen auf die Gerüchteküche! Wir lehnen es ab, dass menschen ohne konkrete Anschuldigungen und ohne die Möglichkeit ihr Fehlverhalten zu reflektieren bzw. ohne überhaupt zu erfahren woraus dieses bestehen sollte, aus allen linksradikalen Räumen und sogar aus ihren sozialen Zusammenhängen, sprich ihrem Zuhause, ausgeschlossen werden sollen. Etwas weitergedacht: Würde in Zukunft ein anonym lanciertes Plakat reichen um Personen kalt zu stellen, hätten Staatsschutz/Faschos noch leichteres Spiel. Ganz abgesehen von persönlichen Grabenkämpfen.

Wir lehnen es ab zu gehorchen. Parteilichkeit und diskussionsloses Parieren sind unterschiedliche Sachen. Wieso sollten wir etwas was wir bei Parteien, hierarchischen K-Gruppen und allen autoritären Strukturen kritisieren, in der eigenen Szene einfach hinnehmen? Dieser Zugang wäre als andere als emanzipatorisch. In dieser Hinsicht kritisieren wir auch die Umsetzung des DefMa Konzepts, welches aufgrund der Geheimhaltung der Taten zum Schutz der Betroffenen nur in akuten Situationen anwendbar ist, jedoch kein Werkzeug sein kann sexistische Strukturen zu bekämpfen.

Schließlich lehnen wir es ab, von Leuten angemacht, geschlagen, vertrieben, ausgesperrt zu werden, die nicht einmal in der Lage sind zu begründen warum sie uns eigentlich anmachen, schlagen, vertreiben, aussperren.. Wenn du sie fragst, sagen sie, sie wissen nichts von den konkreten Vorwürfen, trotzdem wissen Sie was Sie zu tun haben.Und wenn gar nichts mehr hilft, dann wird mensch einfach als Vergewaltiger bezeichnet. So auch geschehen im Text der UG-Defma, indem die Plakate dadurch gerechtfertigt werden, dass Vergewaltiger immer schon geoutet wurden. Wohlwissentlich dass keinem der beiden Männer ein Vergewaltigungsvorwurf gemacht wurde. Ein sonderbarer Zugang zu selbstbestimmtem, (selbst-)kritischem Verhalten und eine Verhöhnung von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Menschen, die auf Befehl agieren, sind unserer Meinung nach nicht unbedingt als linksradikal einzuschätzen.


Ja es gibt einen antifeministischen Backlash. Dieser äußert sich darin, dass ein Mob betrunkener Typen, Menschen ins Krankenhaus prügelt und dies im Anschluss als feministische Intervention bezeichnet werden kann. So geschehen am 8. Mai am Campus der Universität Wien. Das eine anwesende Frau sich nicht anders zu helfen wusste und eine andere Frau bespuckte, finden wir zwar bedauerlich, angesichts der massiven Gewalt aber verständlich. Dutzende Menschen haben sich gegen das chauvinistische Verhalten der Veranstalter_innen und einiger Szenepolizist_innen zur Wehr gesetzt. Den vier anwesenden Menschen aus der Pizzeria, dafür die Verantwortung überzustülpen, kann nur mit einer sehr paranoiden Weltsicht erklärt werden, da es sich dabei um eine komplette Verdrehung der Ereignisse handelt. Mittlerweile gibt es mehrere Texte die sich mit den Vorfällen am Campus auseinandersetzen und die massive Gewalt seitens der selbsternannten Antisexist_innen aufs heftigste kritisieren. Kein einziger wurde von Mitgliedern der Pizzeria verfasst. Auch die lebhaften und zum großen Teil befremdlichen Diskussionen auf diversen Onlineplattformen blieben uns nicht verborgen, doch wir nehmen an Ihnen nicht teil. Weder indem wir Texte veröffentlichen, noch in der Kommentarfunktion. Anstatt sich also diesen Backlash mit einer Verschwörungstheorie um die böse Pizzeria zu erklären, könnte mensch auch einmal die eigene Praxis in die Kritik nehmen.

Wir finden es bezeichnend, dass auch in dieser Radiosendung wieder über und niemals mit uns geredet wird. Wir haben keinerlei Ahnung in welchem Kontext dieser Text vorgelesen wird. Wir wissen nicht, was sonst noch im Rahmen des sogenannten anarchistischen Radios über uns verbreitet wird und welche antifeministischen Parolen angeblich von uns stammen sollten. Wir laden alle Leser_innen und Hörer_innen ein, selber bei uns vorbeizukommen oder mit uns in Kontakt zu treten. Eine erste Gelegenheit bietet sich am heutigen Sonntag, bei unserer wöchentlich stattfindenden Pizza Vokü. Wir werden die Sendung gemeinsam vor dem Radio verfolgen. Mehr Infos findet ihr auf pizza.noblogs.org. Zum Abschluss noch ein Zitat aus dem Reader Gedanken über gemeinschaftliche Hilfe in Fällen von intimer Gewalt“, dieser und alle anderen erwähnten Texte sind auf unserem Blog verlinkt.

….Momentan sind die zwei häufigsten

Reaktionen auf beschissenes Verhalten,

es entweder zu ignorieren

oder eine der beiden Personen auszuschließen.

Wir weigern uns, es zu

ignorieren

Es werden mehr Frauen

durch häusliche Gewalt verletzt als durch Überfälle, Vergewaltigungen

durch Fremde und Autounfälle zusammen. In jeder Szene,

auch in unserer. Es ist Zeit, die „Das-ist-nicht-mein-Problem-“

und die „Ich-kann-ja-eh-nichts-tun-Scheuklappen“ abzunehmen

Um Unterdrückung zu beenden und eine entspanntere Szene aufzubauen,

müssen alle mithelfen.

Wenn aber der einzige Umgang mit der misshandelnden Person

und ihrer Gewalttätigkeit der ist, diese zu dämonisieren und aus der Szene zu schmeissen, so hilft das der Person nicht gerade dabei

einzugestehen, ein Arschloch gewesen zu sein.

 Wenn wir jeder Person, die jemals Scheiße gebaut hat ein One-way-ticket

nach Buxtehude kaufen, würde die Szene ziemlich schnell sehr

klein werden und die Buxtehudener wären uns sicher auch nicht

dankbar.

Nicht allen Bewohner_innen war es möglich sich in die Diskussion einzubringen. Dieser Text wurde von Teilen des Pizza-Kollektivs verfasst, weitere Texte mit zusätzlichen Perspektiven auf den Konflikt sind in Arbeit.